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SKI THE EAST: Wintersportparadies Québec


Waren Sie schon einmal in Deutschlands Mittelgebirgen zum Skifahren? Oder in Skandinavien? Nicht immer sind die Alpen das Nonplusultra für den Wintersport: Schneelage, überfüllte Pisten, hohe Preise, zu viel Trubel und Après-Ski... Es lohnt sich, die nördlicheren Alternativen näher unter die Lupe zu nehmen. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Skigebieten an der Ostküste Kanadas im Vergleich zu den bekannteren Rocky Mountains im Westen. Québec ist ein wahres Winterwunderland und hat bei ausreichend Schneefall mehr als genug zu bieten, um jeden Wintersportler glücklich zu machen.

Sagt Ihnen Erik Guay etwas? Oder Marie-Michèle Gagnon? Nein? Sie fahren aktuell im alpinen FIS-Weltcup. Wie steht es um Joseph-Armand Bombardier? Der 1964 verstorbene Erfinder baute 1922 das erste Schneemobil. Myriam Bédard? Sie holte als Biathletin zwei Golmedaillen bei Olympia 1994. Oder vielleicht haben Sie schon einmal etwas vom Bonhomme Carnaval gehört? Zugegeben, man muss schon einmal in Québec gewesen sein oder irgendeine andere Verbindung zu der francophonen Provinz Kanadas haben, um diese Namen zu kennen. Aber für eines stehen sie alle: Den Winter an der kanadischen Ostküste. Ob Skifahren oder Snowboarden, Lang- oder Schneeschuhlaufen, Schneemobilfahren oder Eisfischen: In Québec ist der Winter nicht nur lang und kalt, sondern auch abwechslungsreich, aufregend und schön.

Winter wird in Québec großgeschrieben, denn er beherrscht ein halbes Jahr den Alltag der Menschen mit ausgiebigen Schneefällen und Temperaturen, die nicht selten -40° C oder weniger erreichen. Und auch der größte Winterkarneval der Welt ist hier zuhause, der Carnaval de Québec. Zentrale Symbole des jährlichen Ereignisses sind die Ceinture Fléchée (ein Gürtel, der Teil der Québecer Volkstracht ist) und ein Schneemann namens Bonhomme Carnaval. Für alle Wintersportler unter unseren Lesern haben wir uns in Québec etwas näher umgesehen und die besten Wintersportzentren des kanadischen Osten besucht, die von Deutschland alle bequem über Montréal erreichbar sind. Also warum nicht einmal zum Skifahren nach Québec? Begegnet man dem Bonhomme Carnaval unterwegs, bringt dies übrigens Glück – also Augen auf!

Mont-Sainte-Anne

Eines der bekanntesten Skigebiete im Osten Kanadas ist Mont-Sainte-Anne, etwa 35 Kilometer im Nordosten der Provinzhauptstadt Québec City und auf nur 175 m über dem Meeresspiegel gelegen.Das Skigebiet Mont-Sainte-Anne ist bekannt für spektakuläre Aussichten auf den Sankt-Lorenz-Strom, lange präparierte Abfahrten für Anfänger bis Fortgeschrittene und hohe Familienfreundlichkeit. Wer weniger auf der Piste zuhause ist, freut sich über zahlreiche Treeruns – das gesamte Gebiet liegt unterhalb der Baumgrenze, daher finden sich keine Backbowls oder ähnliches. Freeskier haben vier Parks zur Auswahl, außerdem gibt es eine Ski-/Boardercross-Strecke. Zusätzlich kann man in und um Mont-Sainte-Ann auch Langlaufen, Schneeschuhwandern, Hundeschlittenfahren, Paragliden, Schlittenfahrten und Eislaufen. Mont-Sainte-Anne ist eines der ersten Skigebiete Kanadas und wurde im Januar 1966 eröffnet.

FAKTEN:

Skisaison: November bis April

Unterkünfte: Direkt im Skigebiet, in Beaupré oder in der Hauptstadt Québec City (ca. 35 km)

Skigebiet:

Höchster Punkt: 800 Meter

Max. Höhenunterschied: 625 Meter

Schneefall/Jahr: 480 cm, 80% künstlich beschneibar

Lifte: 9

Abfahrten: 71, davon 19 für Nachtskifahren

Preis/Tagesskipass für Erwachsene: CAN$ 79,-

Treeskiing in Mont-Sainte-Anne © Wolfgang Greiner

Stoneham / Le Relais

Das kleine Skigebiet von Stoneham liegt in den Laurentinischen Bergen an der Grenze zum Parc national de la Jacques-Cartier. Der Ort selbst heißt Stoneham-et-Tewkesbury und liegt etwa 30 km nördlich der Stadt Québec. Das Skigebiet ist überschaubar. Es gibt drei Funparks und eine nach Olympia-konforme Snowboard-Halfpipe. 1993 gab es hier sogar einmal ein FIS-Alpin-Slalomrennen. In der Umgebung des Skigebiets findet man Natur pur. Hier kann man Eislaufen, Schneemobilfahren, Schneeschuhlaufen oder sich in einem der beiden Spas (Halte O Spa im Hotel Stoneham oder Arctic Spas Zone im Main Chalet) verwöhnen lassen. Ein ruhiges Familienskigebiet, das hauptsächlich von Einheimischen aus der Hauptstadt besucht wird.

FAKTEN STONEHAM:

Skisaison: November bis April

Unterkünfte: Direkt am Skigebiet oder in der Hauptstadt Québec City (ca. 30 km)

Skigebiet:

Höchster Punkt: 593 Meter

Max. Höhenunterschied: 345 Meter

Schneefall/Jahr: 370 cm, 86% künstlich beschneibar

Lifte: 7

Abfahrten: 42, davon 19 für Nachtskifahren

Preis/Tagesskipass für Erwachsene: CAN$ 64,-

Ein wirklich kleines Gebiet ist Le Relais, das auf dem Weg von Québec City nach Stoneham am Lac Beauport noch auf Stadtgebiet liegt. Von den vier Skigebieten im Umfeld der Stadt ist es das übersichtlichste, dafür aber als Familiengebiet vor allem für die Qualität seiner Pisten bekannt, die auch nachts zu befahren sind. Für einen Skiausflug lohnt sich der nur 15 min. von Downtown entfernte Skihügel auf jeden Fall.

FAKTEN LE RELAIS:

Skisaison: November bis April

Unterkünfte: im Ort Lac-Beauport oder in Québec City

Skigebiet:

Höchster Punkt: 429 Meter, max. Höhenunterschied: 224 Meter

Schneefall/Jahr: 342 cm, 100% künstlich beschneibar

Lifte: 7, Abfahrten: 42, davon 19 für Nachtskifahren

Preis/Tagesskipass für Erwachsene: CAN$ 43,-

Stoneham Mountain Resort © Steve Deschênes

Le Massif

Das vierte Gebiet im Bunde: Auch Le Massif de Charlevoix zählt zu den Skigebieten der Hauptstadt Québec City, ist mit 50 min. Fahrzeit jedoch am weitesten entfernt. Es liegt in Petite-Rivière-Saint François, Charlevoix direkt am Sankt-Lorenz-Strom, was vor allem dann für unvergleichbare Aussichten führt, wenn der Strom zugefroren ist – dann fühlt man sich, als würde man direkt ins Packeis hineinfahren. In der Region Charlevoix ist das ganze Jahr einiges geboten – sportlich wie auch kulturell. Neben Skifahren kann man Rodeln, Schneeschuh- und Langlaufen und sogar Skitouren ins Backcountry machen (siehe Whisjack.com). Da Mont-Sainte-Anne nicht weit entfernt ist, lohnt es sich, bei einem Besuch auf jeden Fall beide Gebiete zu besuchen. Kunstinteressierte werden übrigens den Ort Baie-St-Paul lieben. Hier findet sich eine Galerie an der anderen – und außerdem zahlreiche Bars und Restaurants. Auch der nicht weit entfernte Ort La Malbaie lohnt sich für einen Ausflug.

FAKTEN:

Skisaison: Anfang Dezember bis April

Unterkünfte: in der Region Charlevoix , Baie-St-Paul

Skigebiet:

Höchster Punkt: 806 Meter

Max. Höhenunterschied: 770 Meter

Schneefall/Jahr: 645 cm, 70% künstlich beschneibar

Lifte: 7

Abfahrten: 52

Preis/Tagesskipass für Erwachsene: CAN$ 76,-

Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom © Pierre Carbonneau

Mont-Tremblant

Noch bekannter als Mont-Sainte-Anne ist Mont-Tremblant. Der große Unterschied: Termblant liegt in den Laurentiden und ist somit DAS Skigebiet für die Bewohner der Metropole Montréal. Seit der Eröffnung des ersten Sessellifts im Jahr 1939 konnte sich Tremblant zum größten und vielfältigsten Skigebiet im östlichen Nordamerika entwickeln. So kommen selbst aus den USA viele Skifahrer hierher. Aufgrund des gleichnamigen Nationalparks ist die Region das ganze Jahr lang gut besucht und international bekannt. Der Ort selbst, der rund um die Talstation des Skigebiets gebaut wurde, ist – ähnlich wie bei vielen anderen Konzernskigebieten in Nordamerika – sehr kommerziell und bunt gestaltet und erinnert ein wenig an Disneyland. Der Vorteil: Man muss den Ort während eines Urlaubs kaum verlassen. Hotels, Restaurant, Shopping und Skilifte sind leicht zu Fuß erreichbar. Es gibt sogar ein Spielcasino etwas abseits am Ortsrand, das jedoch per Gondelbahn erreichbar ist.

Das Skigebiet selbst befindet sich unterhalb der Baumgrenze, daher gibt es für Freunde des gepflegten Off-piste-Fahrens maximal Treeruns im Angebot. Für Freeskier gibt es insgesamt drei Snowparks. In der Umgebung werden viele weitere Aktivitäten angeboten: Vom Langlaufen über Schneeschuhwandern und Skitourengehen bis Schneemobil- und Hundeschlittenfahren gibt es zahlreiche Angebote, außerdem laden der Lac Tremblant und einige weitere kleinere Seen zum Schlittschuhlaufen oder Eisfischen ein. Auch Eisklettern an natürlichen Eiswasserfällen ist möglich. Da sich rund um Mont-Tremblant in den Laurentiden und im Nationalpark viel unberührte Natur befindet, ist das Angebot fast grenzenlos. Ein Winterbesuch lohnt sich deswegen auch für Nichtskifahrer.

FAKTEN:

Skisaison: November bis April

Unterkünfte: Direkt im Skiort und in der Umgebung

Skigebiet:

Höchster Punkt: 875 Meter

Max. Höhenunterschied: 645 Meter

Schneefall/Jahr: 452 cm, 1.164 Schneekanonen im Gebiet

Lifte: 14

Abfahrten: 96, davon 19 für Nachtskifahren

Preis/Tagesskipass für Erwachsene: CAN$ 89,-

Hat ein bisschen was von Disneyland: Der Skiort von Mont-Tremblant © Daniel Desmarais

Eastern Townships

Die Cantons de l‘Est (englisch: Eastern Townships) sind eine Region von Québec, die gut eine Stunde östlich von Montréal liegt und an die US-Staaten Maine, New Hampshire und Vermont angrenzt. Sie wurde während des Revolutionskrieges im 18. Jahrhundert von Loyalisten besiedelt, die aus den Vereinigten Staaten geflohen waren. Vieles in den Townships erinnert an die US-amerikanischen Neuenglandstaaten. Für Anfänger oder Fortgeschrittene gibt es in den Eastern Townships vier kleinere Skigebiete im Umkreis von einer Fahrstunde (Mont Orford, Mont Sutton, Ski Bromont und Owl‘s Head), die alle mit modernen Liften und Beschneiung punkten können und eine gemütliche und herzliche Atmosphäre bieten.

Mont Orford hat mit nur fünf Liften und 61 Abfahrten dennoch den größten Höhenunterschied in den Townships (589 m). Hier fährt man für CAN$ 63,- einen Tag lang Ski. Fürs Übernachten bietet sich der Ort Magog an, der wunderschön am Nordende des 44 km langen Lac Memphremagog liegt.

Am gleichen See, ein wenig südlicher am Westufer, liegt Owl‘s Head, ein Familienskigebiet mit tollem Panorama über den See und die umliegenden Berge. Für CAN$ 46,- hat man hier 7 Lifte, 52 Abfahrten und 540 Höhenmeter zur Verfügung.

Mit 102 Abfahrten und 6 Parks hat Ski Bromont das größte Nachtskigebiet Nordamerikas. Tagsüber sind es 140 Runs, die man für CAN$ 72,- einen Tag lang befahren kann (Nebensaison CAN$ 62,-). Es gibt sogar zwei „Double-Diamond“ Runs in dem Gebiet, das anspruchsvoller ist als man auf den ersten Blick denkt.

Last but not least: Mont Sutton. Das Gebiet hat sich den Titel „Canada‘s finest glades“ erarbeitet. Glades sind Waldlichtungen und somit das Pendant des Ostens zu den Backbowls der Rockies. In Sutton haben viele Montréaler ihre Wochenendhäuser. Das mag an der Schneesicherheit des Skigebiets liegen oder an der Vielseitigkeit mit 45% Glades für alle Könnerstufen. Dazu gibt es bei 9 Liften und max. 457 Höhenmetern 60 markierte Abfahrten, einen Snowpark und eine Family Zone. In Skigebiet und Ort (und in der Umgebung) findet man alles, was das Winterurlauberherz begehrt.

FAKTEN:

Skisaison: November bis April

Unterkünfte: Direkt in den Skiorten und in der Umgebung

Website mit Übersicht, Fakten und Links zu allen vier Skigebieten: Eastern Townships

Mont Sutton, Eastern Townships © Jocelyne Trudeau

Eishotel und mehr ...

Und sonst? Als Nichtskifahrer? Weiter im Landesinneren?

Was hat Québec hier noch zu bieten?

Die meisten Attraktionen findet man selbstredend in der näheren Umgebung der beiden großen Städte Montréal und Québec City. So zum Beispiel das Eishotel, gut 30 km von der Innenstadt Québec Citys entfernt gelegen. Von Januar bis März kann man sich seit dem Jahr 2001 hier ein eisiges Hotelzimmer buchen. Da das Hotel im Frühling einfach wegschmilzt, wird es jedes Jahr auch komplett neugestaltet. Wiederkehrer haben als sicherlich kein Déjà vu! Ebenfalls in Québec City kann man Eiskanu über den Sankt-Lorenz-Strom fahren. Was einmal im Jahr als Rennen praktiziert wird (Canot á Glace) kann man als abenteuerlustiger auch selbst erleben. Unter dieser Adresse ist die Überfahrt über Wasser und Eisschollen buchbar. Wer es etwas weniger nass, kalt und aufregend möchte, der kann vor dem Hotel Le Chateau Frontenac auf der Eisrutsche über die Dufferin Terrace einen kurzen Glücksmoment erleben. Das absolute Winter-Highlight in Québec City ist allerdings der Carnaval. Der größte Winterkarneval seiner Art (2018 vom 26. Januar - 11. Februar) zieht Tausende von Besuchern an, die sich Schneebäder, Nachtparaden, Schneerutschen, Schneeskulpturen, Shows und Eislaufen nicht entgehen lassen möchten. Und wie eingangs schon erwähnt, bringt es Glück, dem Bonhomme Carnaval zu begegnen – und die Chancen hierzu stehen während der Festivitäten nicht schlecht!

Hôtel de Glace - das Eishotel bei Québec City © Luc Rousseau

In Montréal wird ebenfalls im Winter gefeiert. Nicht einmal Temperaturen um die -40° Grad könnten können die Menschen hier davon abhalten. Ganz vorne mit dabei ist hier das Igloofest im Alten Hafen, ein Elektromusikfestival unter meist freiem Himmel. Vor allem Montréal En Lumiere, eines der größten Winterfestivals der Welt, begeistert jedes Jahr unzählige Menschen. Ein weiteres Highlight ist die Fête Des Neiges im Parc Jean‑Drapeau vom 20 Januar bis 11. Februar. Wer eher auf Natur und weniger auf Events und Menschenmassen steht, dem empfehlen wir die Fahrt in die Region Laurentides im Norden der Stadt (siehe auch Mont-Tremblant). Direkt daran westlich angrenzend ist die Region Lanaudière. In beiden gibt es unzählige Hügel, Berge, Seen, Flüsse und Wälder und nette, kleine Orte zum Übernachten und Erkunden. Unter quebecoriginal.com gibt es mehr Informationen.

Unser letzter Tipp richtet sich wieder an die Wintersportler. Die Monts Chic-Chocs sind Gebirgszug auf der Gaspésie-Halbinsel im Osten der Provinz Québec. Sie bilden den höchsten Teil der Monts Notre-Dame, einem nördlichen Ausläufer der Appalachen, und sind 95 km lang und gut 10 km breit. Der höchste Gipfel ist der Mont Jacques-Cartier mit 1.268 m und der höchste Teil der Chic-Chocs liegt im Parc national de la Gaspésie. Wer sich hier in die Abgelegenheit wagt und gute Schneeverhältnisse vorfindet, wird beim Tourengehen sicherlich einige der tollsten Momente seiner Skikarriere erleben. Unterkünfte gibt es nicht allzu viele, eine der wenigen und das unbestrittene Highlight der Region ist die Auberge de montagne des Chic-Chocs – ansonsten ist Biwak oder Wintercampen angesagt. In der Region werden aber auch geführte Touren angeboten, das Ganze gestaltet sich aber ganz anders als bei uns in den Alpen. Daher ist eine gute Vorbereitung und Ausrüstung zwingend. Unter diesen Adressen gibt ein paar hilfreiche, weiterführende Informationen:

Skitouren im Outback: Die Chic-Chocs auf der Gaspésie © Pierre Carbonneau

Viele weitere Informationen zum Wintersport in Québec gibt es hier:

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