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Winter am Sankt-Lorenz-Strom: 11 gute Gründe für eine Winterreise nach Québec

„Québec Maritime“ beschreibt das geographische Gebiet im östlichen Québec, das nördlich von Québec City an den Sankt-Lorenz-Strom angrenzt und die Regionen Bas-Saint-Laurent, Gaspésie, Côte-Nord und die Magdalenischen Inseln umfasst. „Maritime“ klingt dabei recht sommerlich – und tatsächlich werden die Regionen links und rechts des Stroms hauptsächlich in den wärmeren Monaten des Jahres von Touristen besucht. Als wir unsere Winterroute planten und bei den Tourismusverbänden von Québec Maritime, Saguenay-Lac-Saint-Jean und Québec City anfragten, nahm man uns zunächst nicht so richtig ernst. Man prophezeite uns, alles würde geschlossen sein und wir könnten teilweise sogar Schwierigkeiten haben, unsere Etappenziele zu erreichen. Grund genug, es erst recht zu versuchen! Am Ende waren alle überrascht, was man im winterlichen Québec alles erleben kann.

© Wolfgang Greiner

Unser Roadtrip beginnt am internationalen Flughafen von Montréal und führt uns zunächst nach Québec City, dem eigentlichen Anfangs- und Endpunkt unserer achttägigen Reise entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. Zunächst folgen wir dem Ostufer rund 275 km nach Nordosten bis Rimouski. Die Hauptstadt der Region Bas-Saint-Laurent liegt unterhalb einer dicht bewaldeten Hochebene direkt am Ostufer des Sankt-Lorenz, der hier eine gigantische Breite von gut 50 km hat. Erwähnenswert in Rimouski sind der Phare de Pointe-au-Père, der zweithöchste Leuchtturm im Osten Kanadas (hier ist auch das Musée de la mer – das Museum für kanadische Seefahrtsgeschichte), die 1859 fertiggestellte Kathedrale Saint-Germain und mehrere historische Wohngebäude. Noch viel wichtiger ist jedoch, dass Rimouski eine Universität besitzt – daher gibt es im Ort viele Studenten und entsprechend auch einige Kneipen und Restaurants. Wer auf dem Weg in die Gaspésie ist, kann hier noch einmal in vollen Zügen die Vorzüge der Zivilisation genießen. Etwas weiter nördlich gehen wir nach einem Besuch des Bic Nationalparks und der Wälder über Rimouski an Bord der Fähre von Matane nach Godbout, die das ganze Jahr in Betrieb ist. Kurz darauf geht es am Westufer wieder zurück nach Südwesten. An der Grenze zur Region Saguenay-Lac-Saint-Jean und ganz in der Nähe bekannter Orte wie Tadoussac erreichen wir Sacré-Coeur. Hier bietet sich die Ferme 5 étoiles für mehrere Tage Aufenthalt an, bevor wir entlang des wunderschönen Fjords von Saguenay ins Hinterland fahren und damit die Region Québec Maritime verlassen. Was der Besucher nicht ahnt: Die Region Saguenay-Lac-Saint-Jean reicht weit bis in den Norden der Provinz. Auf jedem ihrer riesigen 96.000 km² leben allerdings nur durchschnittlich 2,9 Einwohner – entsprechend viel Natur und Wildnis findet man hier vor. Am einfachsten zugänglich (und am beliebtesten) sind der Lac Saint-Jean, der größte See in bewohntem Gebiet in Québec, und der Fjord von Saguenay, einer der längsten der Welt. Hier schnuppern auch wir in die Region hinein. Nach Schneemobilfahren, Schneeschuhlaufen und Übernachtung in einer Yurte sind wir zwar auf den Geschmack gekommen, müssen den gigantischen Outdoor-Spielplatz aber leider wieder verlassen. Wir besuchen Wendake, ein außergewöhnliches Reservat der First Nations, und erkunden schließlich noch die historische Altstadt von Québec City. Nach viel zu kurzen acht Tagen (wir empfehlen mindestens zehn bis 14 Tage für diesen Roadtrip), geht es für uns zurück nach Montréal. Da wir bei RoadTrip auch einmal trendy sein wollen, ist hier unser „Listicle“ mit den elf wichtigsten Gründen, warum wir immer wieder im Winter nach Québec reisen würden:

1. Das Land, der Strom, die Wälder

© Wolfgang Greiner

Der Osten Québecs liegt im Winter in der Regel unter einer dicken Schneedecke. Alles sieht friedlich und ruhig aus, die Schornsteine rauchen und Mensch und Tier hinterlassen ihre Spuren im Schnee. Bei Sonnenschein und blauem Himmel gibt es fast nichts Schöneres als den glitzernden Schnee auf den Wiesen, Wäldern, Seen, Bergen und Hausdächern in der gesamten Provinz. Nun, das ist vielleicht nicht nur in Québec so, aber irgendwie hat es hier ein ganz besonderes Flair, vor allem entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. Der mächtige Fluss wird im Winter langsamer und zieht sein weißes Kleid an: Vielerorts friert er teilweise zu, die dicken Eisschollen, die seiner Kraft nicht standhalten können, schieben sich in Schritttempo am Ufer vorbei. Je weiter man nach Nordosten kommt, desto eisfreier wird der Strom – wichtig für den Fährverkehr zwischen dem Ost- und dem Westufer. Die Schiffswege Richtung Montréal werden von Eisbrechern freigehalten. In Québec City gibt es sogar ein Eiskanu-Rennen, bei dem die Wettkämpfer ständig zwischen Paddeln und Portagieren über Eisschollen wechseln, um zum anderen Ufer zu kommen. Wer Lust hat, kann mitmachen. Noch ruhiger wird es in den Wäldern – vorausgesetzt es führt keine Schneemobilroute hindurch. Mancherorts ist der Wald auch Schauplatz ganz besonderer Attraktionen. So zum Beispiel am Ostufer des Sankt-Lorenz-Stroms bei Saint-Gabriel-de-Rimouski (45 Minuten von Rimouski entfernt): Hier kann man sich im Abenteuerpark der Domaine Valga von Baum zu Baum schwingen. Der „Forêt de Maître Corbeau“ der Familie Gagné hat über 90 unterschiedliche Features. In der Domaine Valga kann man praktischerweise auch übernachten und so die Schönheit und Ruhe des Waldes bei Tag und bei Nacht genießen! Aber auch der Rest der Region hat überall verschneite Wälder zu bieten.

2. Echter Winter – ohne Menschenmassen ...

© Felix Kreuzer

Kalt, kälter – und noch ein bisschen kälter. Es kann in Québec ganz schön zapfig werden. -15° C ist normal; -25° kommt häufig vor; -40° ist auch mal drin. Dafür hat man in der Regel aber auch einen „echten“ Winter mit Schnee und Eis und allem anderen, was dazugehört. Außerdem ist es eine trockene Kälte, nicht das feucht-nasse etwas wie bei uns zuhause, das einem sofort bis in die Knocken kriecht. Viele Menschen nutzen diese Verhältnisse für Wintersport, doch verglichen zum Sommer spielt sich ein Großteil des Lebens im Inneren ab. Aber die Québecer sind – wie die Kanadier generell – hart im Nehmen. Dennoch sind viele Touristenziele geschlossen und entsprechend wenige Besucher in der Region unterwegs. Und hatten wir schon erwähnt, dass die wunderbare weiße Decke über der Landschaft eine fast schon meditative Ruhe ausstrahlt? Und dann sind da noch die allgegenwärtigen Holzfeuer in Form von Öfen, Kaminen oder Lagerfeuern... Traumhaft! Alles in allem: Wenig Trubel und daher deutlich weniger Stress, verbunden mit „echtem Winter“ sind unserer Meinung nach einer der Hauptgründe, warum man im Winter nach Québec reisen sollte!

3. Die Menschen

© Steve Deschenes

O.k., das trifft nun nicht nur auf den Winter zu. Die Menschen in Québec sind von Grund auf herzlich. Klar, mancherorts kann es leichte Verständigungsschwierigkeiten geben, denn in Québec ist Französisch erste Amtssprache. Aber man muss keine Angst haben. In der Regel spricht jeder, der mit Touristen zu hat, genug Englisch, um sich zu verständigen. Und wenn nicht, dann geht es auch mit Händen und Füßen. Anders als in Frankreich wird man in Québec nur sehr selten ernsthaft Schwierigkeiten bekommen. Weil die Herzlichkeit der Québecer einfach nur überwältigend ist, geht es immer irgendwie!

4. Wintersport

© Jean Tanguay

Wo es kalt ist und Schnee liegt, da ist auch Wintersport angesagt. Wenn dann noch Berge dazukommen – umso besser. In unserer aktuellen Magazinausgabe lesen Sie u.a. über die Skigebiete Québecs, aber das ist natürlich noch nicht alles. Wie wäre es mit Schneeschuhlaufen, zum Beispiel im Bic Nationalpark bei Rimouski. Oder Schneemobilfahren in den Monts-Valin Bergen. Oder ist eine Fahrt mit dem Hundeschlitten, Langlaufen, Eisfischen oder Schlittschuhfahren vielleicht eher Ihr Ding? Ob in der Region Québec Maritime, in Saguenay-Lac-Saint-Jean, in Québec City oder Montréal – es gibt überall viel zu erleben!

5. Küche

© Wolfgang Greiner

Die frankokanadische Küche ist grundlegend erst einmal bodenständig. Das wohl bekannteste Gericht Québecs ist die Poutine – Pommes mit Cheese Curds („Quietschkäse“) und Bratensoße. Vor allem die regionalen Zutaten bestimmen die Küche Québecs, dazu zählt neben Fleisch und Gemüse natürlich auch Fisch und Wild. Typisch für Québec ist auch der Ahornsirup. Traditionell wird auf dem Land im Winter schwerer gegessen, denn der Körper braucht Energie. Außerdem ist natürlich auch das Trinken wichtig. Auffällig derzeit in Québec: Die steigende Anzahl an hervorragenden Craft Beers aus allen Teilen der Region.

6. Wendake

© Francis Gagnon

„Kwe Kwe!“ Das heißt soviel wie „Hallo“ in der Sprache der Wendat Nation, im Deutschen besser bekannt als der indigene Stamm der Huronen. Sie leben in Wendake, einem Reservat nahe Québec City. Je nachdem, was Sie sich unter einem Reservat vorstellen, werden Sie überrascht sein: Fast überganslos fährt man von Québec City in den Ort Wendake – nur ein Schild am Straßenrand macht darauf aufmerksam, dass man sich nun auf Wendat-Gebiet befindet, ansonsten gibt es keinen großen Unterschied zu anderen Städten in der Provinz. Der ältere Teil von Wendake ist seit dem Jahr 2000 eine National Historic Site. Die römisch-katholische Kirche Notre-Dame-de-Lorette in der Ortsmitte ersetzte 1865 eine abgebrannte Kapelle aus dem Jahr 1730 und ist seit 1981 geschützt. Das Highlight in Wendake ist allerdings das Hôtel-Musée Premières Nations. Das Viersternehotel mit brandneuem Spa-Bereich und ausgezeichnetem Restaurant, in dem traditionell-modern gekocht wird, ist einem indigenen Langhaus nachempfunden und beherbergt ein interessantes Museum, in dem Geschichte, Kultur und Kunst der Wendat dargestellt werden. Neben dem Hotel steht außerdem ein echtes Langhaus, in dem man bei Interesse übernachten oder den Geschichten der Stammesältesten lauschen kann. Ganz in der Nähe gibt es auch noch ein weiteres Museum – die Site Traditionnel Huron. Hier gibt es Führungen und noch etwas mehr Background und Erklärungen als im Hotelmuseum. Wer noch tiefer in die indigenen Bräuche eintauchen möchte, kann mit einem Guide in die Wälder des Ortes ziehen. Auf Schneeschuhen werden so Pflanzen und Tiere ausgekundschaftet und man lernt einiges über das Leben und die Jagdgepflogenheiten des Volkes.

7. Wölfe, Bisons, Schlittenhunde...

© Wolfgang Greiner

Man kann sie in freier Laufbahn sehen, muss jedoch viel Glück haben. Ich muss zugegeben, ich habe auf den vielen Winterreisen in den kanadischen Osten noch keine freilaufenden Wölfe gesehen, doch es gibt sie. Die Tiere sind scheu, was sie heute glücklicherweise vor dem Aussterben bewahrt. Und auch Bisons sieht man eher selten in freier Natur. Wer dennoch nicht darauf verzichten möchte, der sollte die Ferme 5 étoiles in Sacré-Coeur am Westufer des Sankt-Lorenz-Stroms besuchen. In den gemütlichen Appartements des Hofs kann man ohne Probleme ein paar schöne Tage verbringen, denn in den Wäldern um Sacré-Coeur lässt sich wunderbar Hundeschlittenfahren und Lang- oder Schneeschuhlaufen. Natürlich werden auch hier Schneemobiltouren angeboten. Die Hauptattraktion der Farm sind jedoch ihre Tiere: Neben einer kleinen Bisonherde sind hier auch Wölfe untergebracht, die in der Wildnis aus unterschiedlichen Gründen nicht überlebt hätten. Mit viel Liebe kümmern sich fachkundige Pfleger derzeit um einen grauen Wolf namens Jacob und zwei weibliche Arktische Wölfe namens Luna und Nalu. Der Besuch bei den Wölfen ist ein einmaliges Erlebnis für jeden Tierfreund.

8. Schöner Wohnen

© Francis Gagnon

Im Imago Village in den Valin-Bergen nahe Saguenay kann man in gemütlich eingerichteten, gut geheizten Yurten mit Ausblick auf den Skiberg von Valinouët übernachten. Natur und Luxus kommen bei dieser Art Winter-Glamping auf eine sehr angenehme Art und Weise zusammen. Tagsüber kann man von Skifahren bis Schneemobilfahren unterschiedlichste Winteraktivitäten genießen. Für das Après gibt es ein Restaurant mit Bar, das ebenfalls in einer Yurte untergebracht ist. Die gefrorenen Wasserfälle der Chute-aux-Galets, der Valin Mountain Nationalpark und der Falardeau Zoo sind nicht weit entfernt und bieten zahlreiche weitere Möglichkeiten für Abenteuer und Aktivitäten. Aber Yurten sind nicht die einzigen außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten: In Québec steht das Eishotel, in Wendake kann man in einem indigenen Langhaus schlafen oder man sucht sich eines der vielen gemütlichen Bed & Breakfasts, die etwas familiärer sind als die normalen Hotels, die es natürlich auch überall gibt. Aber egal wie und wo, man kommt überall gut unter – allerdings haben deutlich weniger Unterkünfte geöffnet als im Sommer. Eine gewisse Vorplanung ist also dringend notwendig!

9. Carnaval de Québec

© Armstrong Photo

Von der Natur zurück in die Stadt: Der weltgrößte Winterkarneval – der Carnaval de Québec – zieht jährlich eine Million Besucher nach Québec City. Neben einem kurzweiligen Programm mit Paraden, Konzerten, einem Eisskulpturenfestival oder Sportveranstaltungen ist vor allem der Bonhomme Carnaval das Aushängeschild des 17-tägigen Winterkarnevals in der Hauptstadt.

10. Québec City

© Francis Gagnon

Nicht nur wegen des Karnevals ist die Hauptstadt der Provinz im Winter einen Besuch wert. Zunächst ist Québec City – von den Einheimischen nur „Québec“ genannt – der ideale Ausgangspunkt für alle Roadtrips und Abenteuer, die Richtung Nordosten entlang des Sankt-Lorenz-Stroms stattfinden. Darüber hinaus jedoch ist die europäisch anmutende Altstadt (Vieux-Québec/Petit Champlain) gerade im Winter noch einen Tick romantischer und schöner als im Sommer. Auf der Terrasse Dufferin vor dem Château Frontenac kann man Schlittschuhlaufen, Schlittenfahren oder einfach nur auf den gefrorenen Sankt-Lorenz blicken. Im historischen Park Plaines d‘Abraham kann man Langlaufen oder spazieren gehen. Sehr typisch und an vielen Orten erhältlich: „Tire D‘érable“ – Ahornsirup am Stiel. Der Ahornsirup wird auf Eis gegossen und dann mit einem Holzstück wieder aufgerollt – fertig ist der Québecer Winterlolli!

11. Montréal

© Wolfgang Greiner

Montréal ist nicht unbedingt Teil der Region, die wie hier in den Fokus stellen – aber es lässt sich kaum umgehen, dass man über die Metropole anreist. Und das ist gut so! Deswegen sollte man auch unbedingt ein paar Tage einplanen, denn kaum eine nordamerikanische Großstadt hat derart viel im Winter zu bieten wie Montréal. Neben den schönsten Stadtteilen wie Alt-Montréal, Mont Royal und dem Plateau sind vor allem die vielen Museen immer einen Besuch wert. Im Winter locken zusätzlich noch Events wie das Igloofest (Elektromusikfestival), Montreal en Lumière oder das Fête des Neiges. Essen, Trinken, Kultur, Party, Sport – alles ist hier möglich. Und wenn es richtig bitter kalt wird in Montréal, dann geht man in den Untergrund: Wie viele kanadische Städte gibt es auch hier eine Stadt unter der Stadt, genannt „RÉSO“ – und im Prinzip ein weit verzweigtes, unterirdisches Einkaufszentrum, das mehrere Metrostationen, Bürohäuser, zwei Universitäten und das Eishockeystadion miteinander verbindet. Die RÉSO gilt mit über zwölf Kilometern Gesamtlänge als die größte Untergrundstadt der Welt.

INFOS

Anreise: Mit dem Flugzeug über Toronto nach Montréal, z.B. ab Frankfurt mit Air Canada.

TOURISMUSINFORMATIONEN:

Québec (Provinz)

Attraktionen & Wegpunkte des hier dargestellten Roadtrips:

Domaine Valga (Waldabenteuer)

Centre de vacances Ferme 5 Étoiles (Wölfe)

Imago Village (Yurten)

OrganisAction (Schneemobilfahren u.a.)

Dieser Artikel wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von:

Québec Original, Québec Maritime, Saguenay Lac St Jean Tourism, Québec Aboriginal Tourism, Jack Wolfskin und Air Canada

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