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Kansas: Etzanoa – eine verlorene Stadt wird wiederentdeckt

Don Blakeslee war sich sicher, wo er die „Lost City“, die „verlorene Stadt“ Etzanoa finden würde. Bereits in den 1930er-Jahren hatte man im Umfeld der Kleinstadt Arkansas City, zwischen den Metropolen Wichita und Oklahoma City mitten in der endlosen Weite der nordamerikanischen Prärie im Süden des US-Bundesstaat Kansas gelegen, Hinterlassenschaften prähistorischer Indianer entdeckt. Seit 2015 gräbt der Archäologe der Wichita State University mit seinem Team in und um Arkansas City und konnte belegen, dass sich hier einst eine riesige prähistorische Indianerstadt befunden hat.

Untermauert wird diese Erkenntnis von dem historischen Bericht der Expedition unter Leitung des spanischen Abenteurers und Gouverneurs der Provinz Neu-Mexiko, Juan de Oñate (1550-1626), der 1601 die nordamerikanische Prärie erkundete. Schon 60 Jahre zuvor hatte sein Landsmann Francisco Vásquez de Coronado hier nach „Cibola“, den „Sieben Städten aus Gold“, gesucht, die sich nach spanischer Vorstellung im Zentrum Nordamerikas – das sie „Quivira“ nannten – verbergen sollten.

Bekanntlich fanden die Spanier kein Gold, doch blühende Städte sahen sie wohl, und berichteten darüber – ohne dass ihnen groß Glauben geschenkt wurde. Beide, Coronado und Oñate, waren bis in die heutigen Bundesstaat Kansas vorgedrungen und am Arkansas River auf die Vorfahren der heutigen Wichita-Indianer gestoßen. Von einer „Gran Poblacion“, einer großen Siedlung, berichtete Oñate, einer seiner indianischen Begleiter nannte sie „Etzanoa“. Die heutigen Wichita-Indianer sehen in den Bewohnern, den „Etzanoans“ oder „Rayados“, wie sie die Spanier wegen ihrer Hautbemalung nannten, ihre Vorfahren.

Die Spanier waren von der Größe der Stadt beeindruckt: Über 1000 Hütten und etwa 20.000 Einwohner zählten sie! Trotz der erwiesenen Gastfreundschaft machten sie sich jedoch, etwas unruhig geworden angesichts der vielen Indianer in der Region, bald wieder auf Richtung Neu-Mexiko. Auf dem Rückweg wurden sie von einem feindlichen indianischen Volk, das sie „Escanjaques“ nannten, angegriffen, konnten sich jedoch dank Feuerwaffen behaupten. Auch den Ort dieser Schlacht fand das Team um den Archäologen Blakeslee zuletzt nahe Arkansas City.

Seit 2015 gräbt der Archäologe Don Blakeslee in und um Arkansas City nach der prähistorischen Indianerstadt © Wichita State University

Reisende, die in Kansas und Oklahoma unterwegs sind, können seit Kurzem die Geschichte der „verlorenen Stadt“ Etzanoa und deren Hinterlassenschaften selbst in Augenschein nehmen. Am südlichen Ortsrand der heute ca. 13.000 EW zählenden Kleinstadt Arkansas City geht es auf Zeitreise in die Frühgeschichte Nordamerikas und eine indianische Stadt. Zwischen 1450 und 1700 sollen hier rund 20.000 Menschen gelebt haben, die Vorfahren der heutigen Wichita-Indianer. Etzanoa gilt damit als eines der größten prähistorischen Städte Nordamerikas und gibt Oñate recht. Und Etzanoa soll nur der Anfang sein, berichteten doch die Spanier von vielen großen Städten in „Quivira“. In der Tat hat Archäologe Blakeslee schon weitere Fundstellen im Auge und versichert: „Da gibt es noch viel zu finden und zu erzählen!“

Etzanoa ist ein weiterer Puzzlestein innerhalb der neuen Funde und Forschungsergebnisse, die das bislang kursierende Bild vom vorkolumbischen Amerika in seinen Grundfesten ins Wanken gebracht hat. Die „Neue Welt“ war wesentlich vielseitiger, effektiver bewirtschaftet und dichter bevölkert, und vor allem älter, als die Forschung bis dato annahm. Erst als die Europäer auftauchten, kam es zu fundamentalen Veränderungen, die für die Indianer folgenschwer waren: Masern-, Pocken- und Grippeviren, die die Europäer einschleppten, kosteten vielen das Leben und eingeschleppte Pflanzen brachten das Ökosystem komplett durcheinander.

Mehr Informationen zu den Bundestaaten Kansas und Oklahoma erhalten Sie in der hier verfügbaren Broschüre (PDF-Download).

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